Mit zunehmendem Wachstum und aufblühender Industrialisierung der Stadt Frankfurt am Main entstanden um 1900 an der Peripherie der damaligen Stadt Arbeitersiedlungen, die von sich damals etablierenden
Wohnungsbaugesellschaften erbaut wurden.
Einer der allerersten war die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen, die z.B. in Bornheim, Eckenheim, so auch in Ginnheim Wohnsiedlungen erstellte.
Vergleichsweise zu bestehenden Häusern im Stadtzentrum waren sie -zeitgemäß- modern ausgestattet. Neben Eltern- und Kinderschlafzimmer umfaßten sie eine große Wohnküche, einen Spülraum und eine
"Toilette". Sie befand sich in der abgeschlossenen Wohneinheit, nicht mehr als "Allgemeingut" im Zwischenstock oder auf dem Hof.
Wurde bis dahin samstags die "Waschbütt" für die allwöchentliche Körperreinigung in der Küche aufgestellt, in allen zur Verfügung stehenden Töpfen auf dem Kohlenherd Wasser erhitzt; mit dem Bau der
Siedlungen wurden Wannenbäder zum "letzten Schrei".
Als weitere Sozialeinrichtung erbaute man nämlich inmitten der Siedlungen je ein Vereinshaus. Neben einem kleinen Saal für Versammlungen und Treffs, einem Büro für Verwaltung und Mietinkasso (die
Miete wurde dort allmonatlich in bar entrichtet) wiesen diese Häuser im Souterrain eine Abteilung mit Wannenbäder aus. Zu geregelten Öffnungszeiten konnten fortan Männlein wie Weiblein ihrem
Reinigungsbedürfnis frönen.
Nach dem ersten und auch nach dem zweiten Weltkrieg waren diese Häuser sehr frequentiert. Viele Vereine und Parteien hielten ihre Versammlungen, Übungsstunden bzw. Feste ab. Die Bäderabteilun-
gen wurden nach dem zweiten Weltkrieg geschlossen, sukzessiv wurden die Wohnungen umgebaut und renoviert, d.h. auch mit einem Badezimmer versehen.
In den Fünfziger bzw. Sechziger Jahren wurde der hehre Gedanke, durch Bau von Gemeinschaftsräumen, Vereine, Gemeinschaften, Geselligkeit zu fördern, seitens der Hessischen Landesregierung erkannt,
und in den folgenden Jahren entstanden mit staatlicher Förderung und finanzieller Zuwendung Dorfgemeinschafts- bzw. Bürgerhäuser im ganzen Hessenland.
Auch die Stadtverwaltung Frankfurt machte sich dieses Förderungsprogamm zu eigen und gründete zu diesem Zweck, zugleich als Hauptgesellschafter, die sogenannte Saalbau GmbH. Diese übernahm dann die
Verwaltung z. B. des Volksbildungsheimes und begann mit dem Bau neuer Bürgerhäuser, als erstes das Haus Dornbusch. Nach dem Willen der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrates wurden in der
Folge weitere neue Häuser geplant und erstellt. Aber auch bestehende alte Vereinshäuser wurden von den Eigentümern, den Baugesellschaften, angemietet, renoviert und ausgebaut und den Bürgern als
Bürgertreffs zugänglich gemacht.
Ja und dann kam die Rezession, Geldmangel auch bei der Stadtverwaltung und damit den Kämmerer zur Kürzung des Etats und zu Einsparungen auch im Sozialetat zwang.
Im April 1994 wurde der drohende Verkauf der Bürgerhäuser bzw. die Annullierung der Mietverträge mit den Baugenossenschaften zum Teil dadurch abgewendet, daß 11 der Bürgerhaüser in die Verwaltung der
Vereinsringe oder Vereine in den betroffen Stadtteilen übergeben werden sollte.
Die Saalbau GmbH war gehalten, für die betroffenen Bürgerhäuser ein neues Erhaltungskonzept zu erarbeiten. "Die Selbstverwaltung der Vereine bedeutet für uns eine große personelle und damit
finanzielle Entlastung", erklärte damals der Geschäftsführer der Saalbau GmbH, Herr Dr. Andreas Eichstaedt. "Die Vereine übernehmen die Hausmeisterstellen, die Reinigung und einfache
Schönheitsreparaturen. Die Saalbau GmbH zieht ihr Personal ab. Die vorderhand in Saalbau-Regie verbleibenden übrigen 35 Bürgerhäuser und -treffs sind alternativ zu vermarkten, d.h. durch
entsprechende Mietpreisgestaltung sind höhere Einnahmen zu erzielen".
Für das 1. Frankfurter Gardecorps und seinen Tanzsportclub grüngelb kam diese Entscheidung, die nach Monaten des Zögerns der entsprechenden
Beschlußgremien nun gefällt wurde, nicht überraschend und unvorbereitet.
Bereits im Januar 1994 hatte das FGC sein Interesse an der Anmietung bei der AG für kleine Wohnungen und der Saalbau GmbH angemeldet. Nun waren in Aussicht gestellte diesbezügliche Verhandlungen
aktuell, die Verhandlungen liefen für beide Seiten zufriedenstellend und am 28.11.1994 konnte ein Überlassungsvertrag paraphiert und abgeschlossen werden. Es war, wie die Lokalpresse in Schlagzeile
berichtete, das erste von insgesamt 11 Liegenschaften, welche die städtische GmbH damit organisationsmäßig in Privathand übergeben hat.
Die angemietete Räumlichkeit ist mit 130 qm Nutzfläche ausreichend für diverse Übungs- und Trainingszwecke und bietet bei einem Fassungsvermögen für 100 Personen bei Tischen und Stühlen Platz, bei
ausschließlicher Bestuhlung entsprechend mehr.
Ab diesem Zeitpunkt ist es dem 1. FGC vergönnt, nunmehr seine gesamten Aktivitäten, mit Ausnahme des Musikzuges, in Ginnheim zu zentralisieren.
Ein gemütlicher ansprechender Treff für Mitglieder und Interessierte konnte erfolgreich installiert werden.
Selbstverständlich wurden den bisherigen anderen Anmietern weiterhin die Nutzung des Hauses Ginnheim gewährt. Aber auch anderen Interessierte stand in der Vergangenheit und steht auch für die Zukunft
das Haus für Familienfeiern, interne und öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.
Derzeit gehören die Volkshochschule, ein Heilgymnastikzirkel, ein Altenclub, eine nigerianische Gruppe, die Sprechstunde des MdB, Wahllokal bei kommunalen, Landtags- oder Bundestagswahlen, u.v.a. zu
den regelmäßigen Nutzern.
Seit der Übernahme des Hauses durch das 1. Frankfurter Gardecorps ist dieses seiner Devise, ein Haus für alle Bürger zu schaffen, treu geblieben. Auch wurde das Ziel, eine Vereinszentrale mit
familiärer Atmosphäre zu sein, erreicht. Nicht zuletzt haben dies kleine und größere Ausbaumaßnahmen und Renovierungen möglich gemacht, denn nur ein entsprechendes und vor allem ansprechendes
Ambiente läßt beim Besucher Behaglichkeit aufkommen.
Presseberichte von den Sitzungen der Stadtverordneten, in denen von erneuten Absichten der Schließung von Bürgerhäusern die Rede war, erfüllen uns mit Unruhe und Sorge.
Wir haben die uns aus dem Überlassungsvertrag entstandenen Aufgaben und Pflichten im Verlaufe der verflossenen Jahre mehr als gewissenhaft erfüllt. Wir bauen deshalb auch für die Zukunft auf
die Nutzung des Hauses Ginnheim als
ein Vereinsheim des 1. FGC.